Millionen von Scherben aus Glas

 

In der tiefsten Nacht fährt mein Auto so schnell und ich schaue durch die Fenster in die Dunkelheit. Ich sehe die Sterne über mir und die verdreckten Einfahrten der Häuser neben mir. Ich fühle mich begraben unter Millionen Glasscherben. 

Ich bin der Blinde in einer vom Verfall geprägten Zeit. Die schwarzen Farben der Nacht rasen schlierenhaft an mir vorbei. Sie rufen und zerren, schreien und gieren. Sie strecken sich nach mir aus und ich verliere mich. Doch ich schaue aus dem Fenster in den glanzvollen Himmel, in den Himmel über den Hochhäusern und bin doch nur ein Passagier unter den funkelnden Sternen. 

Siehst du, dass es uns gehören kann, dass das alles uns gehört! Wir könnten uns die ganze Stadt nehmen, die Stadt kann uns nehmen. Und wir fahren und fahren und fahren und die Sterne begleiten uns – funkelnd, glänzend, glühend. 

Und ich schaue durch die Scherben, schaue durch die Fenster; frage mich, was du wohl denkst? Denn alles ist nur für uns gemacht; die heruntergekommene Stadt, die schmutzigen Häuser, das Elend, die Wut, die Gewalt. 

Du schreist, schreist gegen die Millionen Scherben, schreist gegen das Fenster, gegen die ganze Stadt und siehst durch das Glas auf den glänzenden Himmel und die Sterne funkeln nur für dich. Es ist alles für dich gemacht, es gehört alles dir und doch schreist du immer noch. Wir fahren, fahren, fahren so schnell. Halt dich fest, schrei so laut du kannst. Willst du das alles nicht? Steht das alles zwischen uns? Ich will es nicht. 

Schnell, schneller, wir singen unser Lied, singen Liebe, Liebe, Liebe, während der Wind kommt. Wolken bedecken die Sterne. Sie drängen den verfluchten Himmel zurück hinter das Glas, hinter dem jetzt ich schreie und dich nicht mehr fühlen, dich nicht mehr sehen, dich nicht mehr hören kann. Wo bist du Liebe; Wo seid ihr Sterne; Wo ist mein lieber Himmel? 

Die Stadt schläft, blickt durchs Fenster auf mich in den Wagen. Die verdreckten Einfahrten glotzen mich an, zeigen mit erhobenem Finger auf mich und mahnen. Sie mahnen, nicht anzuhalten, weiterzufahren, nicht zurückzublicken, denn die Millionen Scherben funkeln im Sternenlicht über der Skyline der Stadt, die mich verhöhnt und mich bespuckt! >Du Hure Babylon<, schreie ich, >hast mich vergessen, mich ausgelacht, obwohl die Nacht und der Himmel uns gehörten.< 

Die Straße, entlang am Ozean, durch Kurven so steil, die Scheinwerfer wie leuchtende Finger voraus, kommt das Wasser und ich ertrinke hinter den Scherben aus Glas, die mich schneiden und stechen, die reißen und zerfetzen. Ich blute aus tausend Wunden, aus Mund und Nase, Ohr und allem und schreie, schreie, schreie!

Du bist nicht mehr. Wolltest die Stadt nicht, wolltest den Dreck nicht. Ein letztes Mal blickst du durch das Fenster auf die Millionen Scherben und löst dich auf im Nebel meiner Vergangenheit, die gestorben ist, als ich starb. 

Der Tod, der Tod ist in der Stadt – Millionen Scheiben splittern, Millionen Scherben begraben mich – ich bin nicht mehr.